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Umbra et Imago: Aus dem Schatten – in den Schatten

Umbra et Imago (5)Mit der „Geist ist geil“-Tour 2010 in Erfurt

10.09.2010 [db] Der Name UMBRA ET IMAGO steht für eine Band, die polarisiert. Der Name Umbra et Imago steht für Bühnenshows, die Grenzen überschreiten.  Der Name Umbra et Imago steht für die Neue Deutsche Härte, die in den vergangenen Jahren an Beliebtheit bei der Masse zugenommen hat. Polarisierende Künstler gibt durchaus viele in der Schwarzen Szene – aber ein Schnoddermaul wie Frontmann Mozart hat wohl selten  einer. Da geht es unter Glockengeläut und viel Rauch auf Bühne und nach dem Eröffnungssong lässt er die erste Salve auf sein Publikum los: „Hier steht die intellektuelle Elite des Gothic, der Rest geht zu Unheilig.“ Gelächter, wobei der ein oder andere mit Sicherheit schon den 21. Januar 2011 dick im Kalender angestrichen hat – wenn Unheilig wieder nach Erfurt kommen. Denn wenn dem tatsächlich so wäre, würde es um die Schwarze Szene sehr dürftig bestellt sein. Im  ehemaligen Gewerkschaftshaus in Erfurt haben sich an diesem Abend vielleicht 250 Fans versammelt. Und das wäre für die geistige Spitze einer so großen Untergrundbewegung mehr als armselig. Vielleicht spricht da doch auch ein klein wenig der Neid, auf den mittlerweile auch kommerziell sehr erfolgreichen Grafen. Nicht jeder gönnt dem anderen seinen Erfolg. Doch Umbra et Imago können mehr, hoffe ich in diesem Moment. Da muss noch was kommen – Lästern kann jeder, wo bleibt die legendäre Show?

Umbra et Imago (6)Wenn der gnädige Herr nicht gerade seine Bandmitglieder vorführt oder einen zappeligen Zuschauer auf die Bühne zerrt, der unter leichten Buh-Rufen plötzlich ganz kleinlaut wird, dann kann er Show bieten. Und das will man sehen! Zum Song „Gebet Nr. 1“ vom neuen (und wahrscheinlich letzten) Longplayer „Opus Magnus“  lässt er einen Korb mit Obladen durch den Raum gehen  – man solle sich schließlich wirklich gläubig fühlen. Zwischen den Songs, die sich an diesem Abend alle irgendwie zwischen Rammstein und Unheilig bewegen, immer wieder kauzige Einlagen mit angehaucht schwäbischem Dialekt: „Das ist ja unglaublich, dieser Sauhaufen!“ Das Publikum ist endlich in Konzertlaune. Der Funke wollte bei  der Vorband The Pussybats nicht so recht überspringen – zu bemüht kamen die Alternaglamrocker rüber. Der Applaus verhalten, die Stimmung lauwarm. Aber bei Umbra et Imago geht das Publikum mit – und das ohne große Show. Zwischen Notenständern, Windmaschine und Rosenbögen gibt es keine Performance, die aufregen könnte. Nichts womit die Formation anecken könnte. Das Abnehmen der Langhaarperücke Mozarts ist das exhibitionistische Highlight. Mehr wird nicht kommen. Die ungebremste Liveenergie, von der so viel geschrieben wird, verpufft zwischen abgeklebten Gitarrenseiten. Was übrigbleibt ist eine solide Liveshow, wie sie jede andere Gothicband auch bieten kann. Was bleibt sind sadomasochistische Phantasien, wüste und kritische Texte, bösartige Geschichten geboren aus einem wesenlosen Schatten.  Was bleibt ist ein Aufreger, der keiner mehr ist. Was bleibt ist das Konzert von Gothikrockern, die mittlerweile angepasster sind, als es ihnen wahrscheinlich lieb ist. Umbra et Imago. Aus dem Schatten. In den Schatten. Das letzte Studioalbum läutet wohl auch einen Wandel in der Selbstwahrnehmung ein. Einen Wandel in der Darstellung nach außen. Wer weiß.

Fotos: Maik Gaede


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